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451 Fahrenheit Erinnern wir uns einer Zeit, es wehten rote Fahnen, Verlage zur Zensur bereit, beherrscht von Staatsorganen, die Zeitungspresse gleichgeschaltet, alle Vereine zwangsverwaltet, alles entschied die Obrigkeit. Vergleiche darf man nicht mehr ziehen, dann ist man Volksverhetzer, wie prophezeit in Dystopien, verbrennt man jeden Ketzer. Die ersten Bücher brennen schon, in altbewährter Tradition, bekannte Szenerien. Schau genau hin, es ist so weit, wieder Zensur an Wort und Bild, die Scheiterhaufen sind bereit, der neue Pressekodex gilt. Der Propaganda treu verpflichtet, wird auch das letzte Buch vernichtet. Vier-ein-und-fünfzig Fahrenheit |
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Die Alte Welt im Delir Im Geist schon lange abgewrackt, auch physisch im Zerfall, die Requisiten sind verpackt, vom letzten Maskenball. Ein Kontinent in décadence, zerfallend und instinkt-entartend, in tiefer willenloser Trance, den eig'nen Niedergang erwartend. Ein Cello weint in schwerem Takt, Europa spielt den letzten Akt. Tag für Tag ein letzter Akt Akteure zeigen jetzt Gesicht, sind offen zu erkennen, zu tanzen ist nun nicht mehr Pflicht, die Scheme darf verbrennen. Die Maske wird nicht mehr gebraucht, Komparsen soll man sehen, sie sind erkennbar aufgetaucht, sind stolz, im Licht zu stehen. Der kleinste Mime hat Gewicht, die Regisseure sieht man nicht. Den Bühnenraum durchspannt ein Seil, eitle Jongleure gibt's zuhauf, der Aufstieg unbequem und steil, und dennoch drängt es sie hinauf. Der Pöbel blickt gespannt nach oben, er fiebert nach dem nächsten Sturz, dann hört man ihn frenetisch toben, Jubel und Beifall, laut und kurz. Im Aufstieg liegt des Gauklers Heil, der Absturz ist des Lustspiels Teil. So hat's das Publikum bestellt, ein Stück wie aus dem Leben, sobald ein Tänzer runterfällt, wird es den nächsten geben. Der Saal ist voll von schlichten Leuten, sie drängen sich ins Spielgeschehen, Berühmtheit möchten sie erbeuten, und auf dem Seil kann man sie sehen. Der Regisseur hat was er will, die Plätze leer, der Raum wird still. Zufrieden lehnt er sich zurück, betrachtet sich den Saal, genießt den stillen Augenblick, das hebt ihm die Moral. So hat er sich die Kunst erträumt, er fühlt sich wieder tief bewegt. Und später wird noch aufgeräumt, die Plätze sind stets voll belegt. Und die Besucher haben Glück, gleich morgen spielt das selbe Stück. |
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nichtkommerzielles privates Projekt |